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Interview mit Armin Fuchs und Lucien Mosimann

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1991 initiierte Lucien Mosimann, damals Leiter Marketing und Verkauf bei der KADI AG, den Kochwettbewerb Goldener Koch. Sein Ziel: Die Produkte und die Marke KADI bekannter zu machen. Juror der ersten Stunde an seiner Seite war unter anderem Armin Fuchs, zu jenem Zeitpunkt bereits bekannter und renommierter Fachlehrer. Was mit der Bekanntmachung der Marke KADI ganz klein anfing, hat sich in drei Jahrzehnten zum berühmtesten und prestigeträchtigsten Kochwettbewerb der Schweizer Gastronomie entwickelt. Nach der diesjährigen Austragung übergeben die beiden ihr Werk in neue Hände.

 

Lucien Mosimann, Armin Fuchs, wie erklären Sie sich den überragenden Erfolg Ihres «Babys» Goldener Koch?

LM: Er gründet auf drei Pfeilern. Den stets bestmöglichen Kandidaten, renommierten Jurymitgliedern aus der Gastronomie und der Professionalität von KADI, welche den Goldenen Koch seit Beginn mitträgt und weiterentwickelt. In den ersten zehn Jahren haben Armin und seine Kollegen als Juroren und ich als Organisator mit unserer Aufbauarbeit eine solide Basis gelegt, um 2004 mit einem neuen Konzept zu starten, ab dann mit Armin als Wettbewerbsleiter. Seither ist der Wettbewerb stetig gewachsen.

AF: Was aber immer gleichgeblieben ist, war unser Fokus auf höchste Qualität im Wettbewerb, und zwar in allen Belangen.

 

Wie brachten Sie in den ersten Jahren die Köche zur Teilnahme? Diese mussten zu Beginn ja noch mit Fertigprodukten kochen, das war bestimmt eine Herausforderung.

LM: Es klappte, weil wir von Beginn weg eine Fachjury hatten, die in der Wettbewerbsszene sehr bekannt war. Das Vertrauen war also da. Und so wurde es rasch zu einer Prestige-Sache, am Goldenen Koch teilzunehmen.

AF: Es war tatsächlich nicht selbstverständlich, dass sich Spitzenköche zu Fertigprodukten bekennen. Erstaunlicherweise funktionierte es. Hinzu kam, dass die Köche durch die Teilnahme an unserem Wettbewerb praktisch zur Elite aufstiegen. Und sie bekamen sehr viel Aufmerksamkeit. Das alles wirkte motivierend.

 

Heutzutage gibt es viele Kochwettbewerbe. Warum soll man sich für den Goldenen Koch entscheiden?

AF: Unbedingt und immer noch wegen des Prestiges, das sogar ausgebaut wurde. Wer sich bei uns qualifiziert, bekommt enorm viel Aufmerksamkeit, und die ist unbezahlbar.

 

Als wie wichtig stufen Sie Kochwettbewerbe für das Schweizer Gastgewerbe ein?

AF: Kochwettbewerbe sind das, was in der Autobranche die Formel 1 ist. Die ganze Kochkunst entwickelt sich in dieser Szene, inklusive aller Innovationen. So wurde bei uns etwa schon vor 30 Jahren alles verarbeitet, Food Waste war nie ein Thema.

LM: Für mich steht die Weiterbildung durch Wettbewerb im Vordergrund. Die Kandidaten beobachten einander und lernen neue Kniffe und Tricks.

 

Was hat Sie beide motiviert, solange als Organisatoren an Bord zu bleiben?

AF: Die Dynamik und das fortschrittliche Konzept des Wettbewerbs. Wir beide hatten nie Angst vor selbstkritischen Fragen. Das hat enorm viel ausgelöst. Wir konnten unsere Stärken verbinden und damit Unglaubliches erschaffen. Lucien ist ein sehr guter Motivator und Organisator. Und ich habe mein fachliches Wissen eingebracht und ihn damit gut unterstützt.

LM: Mir tat Armin als Fachlehrer leid. Ich dachte, den muss ich zusätzlich beschäftigen (beide lachen). Jeder von uns ist sehr offen und hilfsbereit. Auf Armins Fachwissen konnte ich mich zu hundert Prozent verlassen. Wir hatten es immer lustig, aber haben stets ernsthaft gearbeitet. Und wir fanden immer Zeit für ein Glas Weisswein. Diese Geselligkeit und das absolute Vertrauen zueinander haben uns begleitet.

 

 

Gibt es eine gemeinsame Episode, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

LM: Ja. Einmal hatten wir einen Kandidaten, der frisch verliebt war und seine Freundin dabeihatte. Er hätte um neun Uhr starten sollen, tauchte aber im Vergleich zu den anderen nicht eine Stunde früher auf. Als er selbst um 8.45 Uhr noch nicht da war und auch Armin ganz nervös wurde, schickte ich alle los, um ihn zu suchen. Er sass mit seiner Freundin ganz entspannt beim Frühstück und meinte, er müsse ja erst um neun Uhr anfangen. Er war total relaxed, ich hingegen fix und fertig (lacht).

 

Köche im Allgemeinen, aber besonders Spitzenköche sind mit hohem Druck konfrontiert. Raten Sie jungen Menschen trotzdem, sich für diesen Beruf zu entscheiden?

LM: Selbstverständlich. Mir hat der Kochberuf sehr viele Möglichkeiten gegeben und war eine tolle Basis für meinen Berufsweg in der Lebensmittelbranche. Ich freue mich besonders, dass eines meiner Enkelkinder ebenfalls Koch geworden ist.

AF: Ich habe eine Tochter, die die Kochlehre gemacht und danach die Hotelfachschule absolviert hat. Einer ihrer Söhne ist schon sehr interessiert, der Mama in der Küche zu helfen. Wenn ich also Glück habe, gibt es einen Nachfolger für mich in der Familie. Ich würde jedem empfehlen, Koch zu lernen. Mir hat dieser Beruf alles gegeben und mir ermöglicht, die ganze Welt zu sehen, erfolgreich an Wettbewerben teilzunehmen sowie als Fachlehrer einen guten Lebensstandard zu geniessen.

 

Einige Köche sind heutzutage fast so berühmt wie Popstars. Helfen diese der Branche? Oder vermitteln sie ein unrealistisches Bild des Kochberufs?

LM: Sie helfen auf jeden Fall, den Beruf bekannt zu machen und den Nachwuchs zum Kochen zu animieren. Wir haben es oft mit grossen Namen im In- und Ausland zu tun und ich staune, wie offen diese Spitzenköche sind und wie gern sie ihr Wissen weitergeben. Solche Leute brauchen wir in der Branche.

AF: Berühmte Spitzenköche sind medial sehr präsent, das wirkt natürlich motivierend. Dennoch haben wir Mühe, Nachwuchs zu finden. Vielleicht ist der Mangel Sinnbild unserer Gesellschaft, denn viele Eltern glauben, ihre Kinder müssten studieren. Hier braucht es ein Umdenken, sonst essen wir eines Tages nur noch Pizza und Kebab.

 

Was wünschen Sie Ihren Nachfolgern?

AF: Ich wünsche mir, dass sich die Neuen weiterhin darum bemühen, das hohe Niveau des Wettbewerbs zu halten.

LM: Und ich wünsche mir, dass die Köche weiterhin im Mittelpunkt aller Überlegungen und Aktivitäten stehen.

 

 

Apropos Köche im Mittelpunkt: Wer ist der Küchenchef bei Ihnen daheim?

AF: Wenn Sie meine Frau fragen, ist sie der Chef in der Küche, zumal auch sie gelernte Köchin ist. Aber wenn Besuch kommt, koche ich. Nur dann akzeptiert meine Frau mich als Küchenchef.

LM: Bei mir ist es etwas komplizierter. Wegen meiner Sehbehinderung kann ich kaum mehr kochen. Also kocht meine Frau, zum Glück sehr gut. Indirekt haben wir aber oft Krach. Ich sage ihr nämlich, es habe zwar toll geschmeckt, aber meine Mama könne es halt doch ein bisschen besser! (lacht).

 

Wie sehen Ihre Pläne für den Ruhestand aus?

LM: Ich bleibe noch etwas aktiv beim Bocuse d’Or Suisse. Und unsere Enkelkinder werden vermehrt bei uns sein, das finde ich spannend. In meinem Dorf nehme ich zudem seit einiger Zeit soziale Aufgaben wahr.

AF: Ich unterstütze eine Metzgerei und das eine oder andere Restaurant als Motivator und Instruktor, das werde ich hobbymässig weitermachen. Ausserdem fische ich sehr gern, und zwar auf der ganzen Welt. Mir wird es nicht langweilig werden.

 

Mit welchem Gefühl verabschieden Sie sich vom Goldenen Koch?

LM: Ich muss sagen, ich freue mich aufzuhören. Wir waren lange dabei und es war eine wunderschöne, aber auch anstrengende Zeit. Wir hatten viel Freude und viel Erfolg. Ich bin zufrieden, den Goldenen Koch an diesem Punkt abzugeben.

AF: Am dankbarsten bin ich für die Freundschaft zu Lucien. Diese nehme ich gern in den Ruhestand mit.

LM: Wir beide werden unseren Kontakt aufrechterhalten, von Zeit zu Zeit ein Glas zusammen trinken und Kollegen treffen. Die Tür zur Branche werden wir nie ganz schliessen können.

 

Lucien Mosimann Geboren am 27. Dezember 1952. Aufgewachsen in Cudrefin am Neuenburgersee. Bereits als 13-jähriger half er in der Küche seines Onkels mit, der das Restaurant National und das Restaurant Jura in Neuenburg führte. Im April 1968 begann er seine Kochlehre. Zuerst im Hotel Excelsior in Montreux, ab dem 2. Lehrjahr im Hotel Volkshaus in Bern, dem heutigen Hotel Bern. Er übte neben zahlreichen Funktionen und Jobs verschiedene Tätigkeiten aus (Lebensmittelgeschäft, Käserei, fliegende Schnapsbrennerei). Bei KADI war er Vize-Direktor und verantwortlich für Marketing und Verkauf. 1991 gründete er mit Unterstützung einer Agentur den Goldenen Koch und engagierte sich seither für den Wettbewerb. Ebenso ist er bei der Académie Suisse Bocuse d'Or involviert, die er einst mitgegründet hatte.

 

 

 

Armin Fuchs Geboren am 06.12.1947. Aufgewachsen in Rüttenen und Langendorf SO. Seine Kochlehre absolvierte er von 1963 bis 1965 im Schützenhaus in Zürich. Danach begab er sich auf Wanderjahre in der Schweiz, Frankreich, Holland und Neuseeland. 1973 wurde er Küchenchef im Restaurant Attisholz bei Solothurn. Nach erfolgreichem Studium erfolgte 1979 die Wahl zum Kochfachlehrer in Biel. 1988 kam der erste Coaching-Auftrag für die Schweizer Junior-Kochnationalmannschaft, drei Jahre später stieg er als Juror beim Goldenen Koch ein. Im selben Jahr wurde er als Teamchef der Kochnationalmannschaft Weltmeister in Singapur. Ab 2004 agierte er als Mitorganisator des Goldenen Kochs, ebenfalls ab 2004 bis 2017 organisierte er den Bocuse d’Or Suisse. Ausserdem erzielte er 2001 einen Weltrekord im Kirschsteinspucken (29,17 Meter).